Heskem – Meierhof im Sichtfachwerk – ökologische Sanierung eines Fachwerkhauses
Heskem gehört zur mittelhessischen Gemeinde Ebsdorfergrund im Landkreis Marburg-Biedenkopf.
Typisch für den Ort und die von der Landwirtschaft geprägte Region ist die traditionelle Bauweise von Wohn- und Nutzgebäuden in Fachwerkbauweise, die viele Jahrhunderte überdauert hat und heute bewundert werden kann.
Mitten im Ort, gegenüber der aus Bruchsteinen errichteten Wehrkirche, deren Turm aus dem 13. Jahrhundert datiert, befindet sich ein Fachwerkensemble als Dreiseitenhof. Das Objekt besteht aus dem Bauernhaus, einer Scheune von 1828 und einem Nebengebäude, das ursprünglich als Stallung diente.
Als Naturbaustoffhandel mit angeschlossener Handwerksabteilung, der einen Schwerpunkt in der Fachwerksanierung hat, sind uns die Naturbaustoffe Holz, Lehm und Kalk seit vielen Jahren vertraut. Im Jahr 2017 erhielten wir den Auftrag die Scheune und das Nebengebäude in Heskem unter ökologischen Aspekten zu sanieren. Der Auftrag wurde mit eigenen Mitarbeitern und in Kooperation mit autorisierten Fachbetrieben durchgeführt.
Heskem – Fachwerksanierung – Sichtfachwerk aus Holz Lehm und Kalk
Der Wandel von der Agrargesellschaft zur Industrie- bzw. Dienstleistungsgesellschaft ist auch im Ebsdorfergrund zu spüren. Auch in Heskem leben nur noch wenige Familien von der Landwirtschaft. Die historische Bausubstanz aus Bauernhäusern, Scheunen und Ställen kann durch eine Nutzungsänderung sinnvoll zum Wohnraum umgestaltet werden.
Ökologisch sanierte Fachwerkhäuser, bei denen die primären Baustoffe Holz, Lehm und Kalkprodukte sind, bieten natürliche und wohngesunde Räume mit ländlichen Flair. In guter, zentraler Lage gelegen, verfügen sie oft noch direkt am Haus über einen großen Garten, der besonders für Familien mit Kindern zum Paradies werden kann.
Denkmalschutz – Umbau einer Scheune zum Wohnhaus im Ebsdorfergrund
Der Dreiseitenhof im Ebsdorfergrund steht unter Denkmalschutz. Das bedeutet, dass das in Fachwerkbauweise erstellte Objekt ein historisches Ensemble ist, das dauerhaft gesichert und als Kulturgut noch für folgende Generationen erhalten bleiben soll.
Fachwerkhaus – Sanierung im Außenbereich
Fachwerkbalken – Bei der Sanierung eines historischen Fachwerkhauses wird zunächst die Tragwerkkonstruktion überprüft. Das Fachwerk, die Deckenbalken und die Dachsparren werden auf ihre Tragfähigkeit untersucht und bei Schädigungen durch gesundes Holz ergänzt bzw. ausgetauscht.
Die Fachwerkkonstruktion der Gebäude in Heskem besteht zum großen Teil aus Eichenholz. Die Reparatur und der Austausch erfolgte entsprechend mit historischen Balken aus Eiche, die wir aus dem Rückbau von alten Fachwerkscheunen und Fachwerkhäusern bevorraten.
Spannungsrisse und Fugen in den Balken des Sichtfachwerks wurden mit Holzkeilen oder mit dem Lehm-Fugenfüller vervollständigt, der speziell für die Fachwerksanierung entwickelt wurde.
Gefache im Sichtfachwerk – Die verputzte Ausfachung der Fachwerkkonstruktion wird flächig überprüft. Lose, brüchige Putzstellen werden dabei entfernt. Die Putzflächen der Gefache bei der Sanierung in Heskem wurden komplett abgenommen. Einerseits waren viele Putzstellen lose oder nicht mehr vorhanden. Zum anderen mussten Gefache wegen dem Austausch von Balken komplett ausgebaut werden.
Fehlende Gefache, die bereits vor der Sanierung fehlten oder für den Einbau neuer Holzbalken ausgebaut waren, wurden zunächst mit Lehmsteinen der Anwendungsklasse 1 nach DIN 18945 und mit Leichtlehmmauermörtel ausgemauert. In die Gefache wurde dabei zuvor eine Dreikantleiste eingebaut, die die Gefache fest fixieren.
Die Leichtlehmsteine wurden beim Mauern ca. 15-20mm von der Außenkannte eingerückt. So entsteht genügen Platz für den Grundputz aus Kalk und für die zweite Lage Kalkfeinputz aus Sumpfkalk, der als Putz und gleichzeitig Farbe die Endoberfläche bildet.
Giebelseite – Wetterschutz durch vorgehängte Fassade aus Boden-Deckelschalung
Der Giebel auf der Wetterseite des Hauptgebäudes wurde mit einer getrockneten Boden-Deckelschalung aus europäischer Lärche verkleidet. Die Schalung aus Holz wurde mit DomoNatur Holzlasur gestrichen.
Die Fachwerkkonstruktion wurde zuvor durch die Montage einer ausgerichteten Traglattung aus Konstruktionsvollholz (KVH) stabilisiert.
Dachflächen – Die Dachkonstruktion wurde insgesamt verstärkt. Nachdem die alten Ziegelsteine und Dachlatten abgedeckt, abgenommen und fachgerecht entsorgt wurden, folgte nach Vorgabe des Statikers durch Anschrauben von seitlichen, 200mm hohen Bohlenlaschen eine Stabilisierung.
Durch diese Ausführungsart wird das Dach stabiler und tragfähiger. Zudem ist es möglich Unebenheiten der Dachfläche etwas anzugleichen.
Oberhalb der Sparren wurde eine 35mm starke, wärmedämmende und latexierte Holzfaserplatte angebracht. Sie dient unterhalb der Dachziegeln aus rötlichem Ton als Winddichtung und als wasserführendes Unterdach.
Unterhalb der Dachsparren wurde als Luftdichtung mit ProClima Intello+ eine Sicherheitsdampfbremse mit variablenm sd-Wert eingebaut und luftdicht an angrenzende Bauteile im ProClima System angeschlossen. Die Dachflächen wurden mit Zellulose-Einblasdämmung (WLG 040) gedämmt. Auf den Einbau von Zellulosefasern sind wir seit Jahrzehnten spezialisiert. Neben einem guten Kälteschutz im Winter bietet die Dämmung auch einen hervorragenden sommerlichen Wärmeschutz und einen guten Schallschutz.
Innensanierung – Umbau einer Fachwerkscheune zum Wohnhaus
Lehmbauplatten – Die Innenwände und Dachschrägen wurden mit Lehmbauplatten verkleidet. Lehmbauplatten sind bei der ökologischen Sanierung die hochwertige und bessere Alternative zu Gipskartonplatten. Als Trockenbauplatten ist durch den Einsatz von Lehmplatten ein zügiger Baufortschritt möglich, da Trocknungszeiten entfallen.
Die Unterkonstruktion wurde dabei aus Konstruktionsvollholz erstellt und der Hohlraum der Zwischenwände mit flexiblen Holzfaserdämmplatten des Typs DomoNatur ausgefüllt.
Die Putzoberfläche im Innenbereich bildet der Lehmoberputz-Fein. Dabei werden die Lehmbauplatten unter Einlage einer Armierung flächig dünn überputzt.
Innendämmung – Die Außenwandflächen der Fachwerkkonstruktion wurden auf den Innenseiten mit DomoNatur® Leichtlehm mit Blähglasgranulat begradigt und bis zu 20cm dick eingebaut. Der Leichtlehm wird dabei entsprechend dem Ist-Zustand der Außenwände in unterschiedlichen Schichtstärken eingebaut. DomoNatur Leichtlehm wird nach den Lehmbauregeln mit Lambda 0,11 W/m²K hergestellt.
Dafür wird zunächst eine ausgerichtete und selbsttragende Vorwand aus Konstruktionsvollholz (KVH) aufgestellt. Der Leichtlehm wird mit Hilfe einer Gleitschalung erdfeucht und fugenfrei eingebaut. Dadurch wird eine Kapillarität erreicht, die dauerhaft die Konstruktion vor langfristiger Durchfeuchtung schützt.
Die fertige Putzoberfläche der Stampflehmwände bildet wie auf den Innenwänden der Lehmoberputz-Fein. Dieser wird mit dem Schwammbrett fein abgefilzt. Nach Trocknung wird der Lehmfeinputz mit DomoNatur Lehmfarbe weiß gestrichen.
Sockel im Innenbereich – Auf den Bruchsteinsockel aus Sandsteinen wurde mit dem BioTherm® Isolierputz eine mineralische Dämmung anstelle des Leichtlehms eingebracht. Beim Isolier- und Entfeuchtungsputz wird zunächst eine Grundierung vorgestrichen und mit der Zahnkelle oder als Spritzbewurf der Bio-Grundputz, ein zementfreier Kalkputz aufgetragen. Zum Ausrichten der Dämmschicht wird temporär eine senkrechte Lattung montiert und der mineralische BioTherm-Isolierputz (WLG 070) in mehreren Lagen aufgetragen.
Sichtbare Holzbalkendecke – Beim Umbau der Scheune zum Wohnhaus musste zum Teil auch eine neue Holzbalkendecke eingebaut werden. Diese wurde aus alten Holzbalken erstellt und bleibt von unten teilweise sichtbar. Als Masse zum Schallschutz wurden in die Decke für den Luftschall Lehmsteine im DF-Format ausgelegt und mit Quarzsand ausgekehrt. Darauf wurde je nach Höhenverfügbarkeit eine 8mm starke Abdeckplatte aus Holzfasern bzw. eine Hanf-Lehmschüttung (LLS-200) eingebracht.
Holzdielen mit Schallschutz für Holzbalkendecken im Fachwerkhaus
Durch das Einbringen von Holzfaserdämmplatten und der Hanf-Lehmschüttung zum Höhenausgleich resultiert ein sehr guter Trittschallschutz. Der für Holzbalkendecken wichtig ist.
Den fertigen Fußboden bildet eine naturgeölte, 20mm starke DomoNatur Massivholzdiele aus Eiche in der Sortierung „Markant“, die auf dem NaturaWood Fußbodenheizungssystem fachgerecht durch verdeckte Verschraubung montiert wird.
DomoNatur® Massivholzdielen Eiche „Rhön“ Markant bauten wir in der Dimension 20/21 x 150 mm ein. Die Längen variieren zw. 450 – 2550mm. Die Oberfläche ist gespachtelt, geschliffen und geölt. Die Kanten sind leicht gefast. Die Holzfeuchte beträgt ca. 10%.
Auch die Sockelleisten wurden aus massiver, geölter Eiche geliefert. Die Montage der Sockelleisten erfolgte mittels Schrauben in der Wand.
Holzdielen aus Eiche auch im Erdgeschoss
Im Erdgeschoss mussten zum Teil die Einbauten der Stallung und der gewachsene Boden abgetragen werden. So wurde eine gleichmäßig, ebene Fläche erstellt, die zunächst mit Schotter abgedeckt wurde.
Darauf folgte mit Liaver eine ca. 40cm hohe, wärmedämmende Schüttung aus Blähglasgranulat. Liaver ist trocken, leicht, nicht brennbar und enorm druckfest. Diese Schüttung wird unter Zugabe von Wasser und Zement angemischt und beim Einbau mittels Abziehlehren waagerecht abgezogen.
Darauf folgt der Fußbodenaufbau für Holzdielen mit der Lithotherm® Fußbodenheizung. Das Lithotherm-Systems besteht aus Tonsplit oder in Eifellava gefertigten Formplatten mit einer Aufbauhöhe von 45mm. Die Formplatten haben eine hohe Festigkeit. Sie sind ein idealer Trockenestrich für Neubauten und bei der Altbausanierung. Als Holzfußboden wurden wie oben im 1.OG beschrieben Eichholzdielen der Sortierung Rhön verlegt.
Fachwerksanierung in Marburg, Kassel, Gießen – Beratung, Planung, Ausführung
Wenn Sie eine Fachwerksanierung planen, ein Fachwerkhaus kaufen und renovieren müssen, dann dürfen Sie uns gerne als Ansprechpartner kontaktieren. In unseren Ausstellungsräumen finden Sie Informationsmaterial und einige Exponate, die Ihnen bei der Umsetzung Ihrer Sanierung helfen werden. Gerne werden wir auch für Sie aktiv!
Im Folgenden finden Sie einen kurzen Videobeitrag über das Projekt:
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